Die Vitesco Technologies Gruppe wurde durch die Verschmelzung der Vitesco Technologies Group AG auf die Schaeffler AG ab dem 1. Oktober 2024 Teil der Schaeffler Gruppe.
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Regensburg, 08. November 2022. Vitesco Technologies, ein führender internationaler Anbieter von modernen Antriebstechnologien und Lösungen für die E-Mobilität, treibt die Hybridisierung von Zweirädern voran: Auf der EICMA 2022 (10. bis 13. November, 8./9. November Presse- bzw. Fachbesuchertage) präsentiert das Unternehmen die nächste Entwicklungsstufe seines Hybridkonzepts für Motorräder, dessen zusätzlicher Elektroantrieb die CO2-Emissionen deutlich reduziert. Doch das ist nicht alles: Diese Entwicklungsstufe sorgt darüber hinaus für mehr Fahrspaß und ermöglicht neue Fahrfunktionen, die den Komfort und die Sicherheit steigern. Dazu gehören zum Bespiel das rein elektrische Anfahren ohne Kupplungsbetätigung und ein elektrischer Rückwärtsgang. Das System ist konzipiert für Motorräder mit mehr als 125 ccm Hubraum und umfasst einen 48-Volt-Elektromotor, ein automatisiertes Schaltgetriebe und als „Schaltzentrale“ ein PDCU-Steuergerät (Powertrain Domain Control Unit), den so genannten Master Controller.
Die erste Entwicklungsstufe des Hybridkonzepts stellte Vitesco Technologies im vergangenen Jahr auf der EICMA vor.
Die E-Maschine des Hybridkonzepts ist ein serienmäßiger riemengetriebener Startergenerator aus dem PKW-Bereich, wo Vitesco Technologies die 48-Volt-Hybridisierung schon seit 2016 einsetzt. Der ebenfalls aus dem PKW-Bereich stammende Master Controller ist für die bei Hybridsystemen besonders anspruchsvolle Regelstrategie zuständig. Er steuert den 48-Volt-Antrieb, kommuniziert mit der Motorsteuerung M4C des Verbrennungsmotors und entscheidet, wann elektrisch gefahren wird, wann „klassisch“ und wann mit einer Kombination der Antriebsarten. Das automatisierte „intelligente Getriebe“ (Smart Transmission) ist mit einer Zentrifugalkupplung und einem intelligenten Aktuator ausgestattet. Während der Fahrt kann der Master Controller dadurch den Gangwechsel eigenständig und ohne Kupplungsbetätigung zu einem im Hinblick auf den Kraftstoffverbrauch optimalen Zeitpunkt durchführen.
Der 12 kW starke E-Motor und die herausnehmbare 1,5 kWh-Batterie ermöglichen es, mit dem Hybridkonzept rein elektrisch bis zu 30 Kilometer weit und bis zu 60 Stundenkilometer schnell zu fahren. Der Verbrennungsmotor des Hybridkonzepts leistet 32 kW, die Spitzengeschwindigkeit beträgt 160 Stundenkilometer. In dieser Konfiguration reduziert das Hybridkonzept die CO2-Emission des Motorrads um bis zu 75 Prozent im aktuellen WMTC (World Motorcycle Test Cycle). Das System steigert das Gewicht nur um rund 20 Kilogramm. Mit 170 Kilogramm ist das Hybridkonzept daher leichter als ein leistungsmäßig vergleichbares vollelektrisches Motorrad – und zudem deutlich günstiger. Denn anders als im PKW-Bereich, wo eine Hybridisierung zum Teil mit erheblichen Kosten verbunden ist, lässt sich dieses Motorradsystem von Vitesco Technologies bereits für durchschnittliche Mehrkosten von unter 1.000 Euro realisieren.
Vitesco Technologies hat bei der Entwicklung von Motorradlösungen den großen Vorteil, auf hauseigene Automotive-Produkte zugreifen zu können. Doch erst das über zwei Jahrzehnte gewachsene Zweirad-Know-how des Unternehmens ermöglicht es, die Technologien und Komponenten optimal für den Einsatz im Motorrad abzustimmen. Dieses Know-how ist unter anderem erforderlich, um die Algorithmen zu entwickeln, die nicht eins zu eins aus dem PKW-Bereich übernommen werden können.
Der Dreh am Gasgriff führt ebenfalls zu Aha-Erlebnissen. Zum einen spricht der Antrieb dank der sofort verfügbaren E-Power agiler an. Zum anderen sorgt der Elektromotor gerade im unteren Drehzahlbereich für eine beeindruckende Kraftentfaltung: Durch den zusätzlichen „E-Boost“ erreicht das Drehmoment hier bis zu 60 Nm (maximales Drehmoment ohne E-Unterstützung: 37 Nm bei 7.000 Umdrehungen). Das mittelgroße Hybrid-Motorrad (Hubraum: 401 ccm) kann daher mehr Schub generieren als ein konventionelles mit 1000-ccm-Motor. Und aufgrund des leistungsfähigen Elektroantriebs steht der Schub nicht nur für wenige Sekunden, sondern über Minuten zur Verfügung.
Auch beim Manövrieren setzt das Hybridkonzept neue Maßstäbe. Denn neben dem rein elektrischen Anfahren ermöglicht der E-Antrieb auch das Rückwärtsfahren. Vor allem in engen oder nach vorn abschüssigen Parklücken ist diese Komfortfunktion äußerst hilfreich. Darüber hinaus bietet das Hybridkonzept eine Reihe weiterer Vorteile. So kann die E-Maschine die bei Gangwechseln auftretende kurze Drehmoment-Unterbrechung kompensieren, um beim Hoch- und Runterschalten das Raddrehmoment möglichst konstant zu halten. Die Generatorfunktion des Elektromotors, mit der die Batterie geladen wird, kann als zusätzliche Motorbremse genutzt werden, so dass die mechanische Hinterradbremse nur noch bei starker Verzögerung eingesetzt werden muss. Außerdem lässt sich das Energiemanagement des Hybridkonzepts mit der Navigation verknüpfen und kann so dafür sorgen, dass die Batterie zum Beispiel vor der Einfahrt in eine Stadt oder vor einer längeren Bergauffahrt vollgeladen ist (sog. „predictive ride“ Funktion). Und zugleich bietet ein Hybridmotorrad große Flexibilität in der Routenplanung: Die Konzeptstudie von Vitesco Technologies hat mit rund 260 Kilometern eine größere Reichweite als ein vergleichbares E-Motorrad – und kann an jeder Tankstelle kurzfristig betankt werden.